Schulisches Eingliederungsmanagement

SEM – SchülerEingliederungsManagement

Niemand erwartet von einem Lehrer, dass er nach längerer Erkrankung von Jetzt auf Gleich wieder alle seine Unterrichtsverpflichtungen aufnimmt. Ihm wie jedem anderen erwachsenen Arbeitnehmer steht eine spezifische Hilfe zu: Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM).

Das BEM sieht vor, dass der Arbeitgeber vor der Rückkehr des erkrankten Mitarbeiters eine Gesprächsrunde organisiert (BEM-Gespräch), in der alle Beteiligten erfahren, auf welche gesundheitlichen Folgen noch Rücksicht genommen werden muss. Gemeinsam wird dann eine stufenweise Wiedereingliederung geplant, durchgeführt, überwacht und je nach Verlauf angepasst. Dieses systematische Vorgehen bietet die größtmöglichen Chancen, wieder erfolgreich seine beruflichen Aufgaben übernehmen und langfristig seinen Arbeitsplatz erhalten zu können. So wurde es Teil des gesetzlich geregelten Schutzes zu Rehabilitation und Teilhabe von Menschen, die behindert oder von Behinderung bedroht sind (§167, Abs.2, SGB IX).

Einleuchtend und leicht nachvollziehbar.

Nicht nachvollziehbar hingegen:

Für längerfristig erkrankte Kinder und Jugendliche gibt es eine vergleichbar systematische Hilfestellung bei der Rückkehr an ihren Arbeitsplatz Schule nicht.

Viel Rehabilitationspotential geht verloren, weil Familie, Schule und Reha-Träger in jedem Einzelfall wieder neu um Informationen oder Lösungen ringen müssen – oft erst dann, wenn schon deutliche Zeichen des schulischen Scheiterns erkennbar werden. Das kostet wertvolle Zeit, verursacht zusätzliche Belastungen und verschlechtert die gesundheitliche wie schulische Perspektive der Schüler und Schülerinnen.

Besonders kritisch ist dies, wenn die Art der Erkrankung nicht nur zu Fehlzeiten, verpasstem Lernstoff und niedriger Belastbarkeit geführt hat, sondern unmittelbar das „Schulorgan“, also das Gehirn, betroffen hat. Dann kommt es nicht nur auf das Wann und Wie lange, sondern ganz besonders auf das Wie und Womit der schulischen Wiedereingliederung an.

Kurzum: Kinder und Jugendliche nach Schädel-Hirn-Verletzungen oder Erkrankungen des Gehirns sind in besonderer Weise darauf angewiesen, dass es ein BEM-Äquivalent für die Schule, also ein „SEM“ gibt.

Dafür setzen wir uns ein.

Unser Verein für Klinische und Integrative Neuropsychologie hat eine Projektstelle eingerichtet, die die vielen Einzelfallerfahrungen und -kontakte zu einem „SEM-Konzept“ zusammenfasst. Dies soll Betroffenen wie Entscheidungsträgern der Versorgung als Arbeitshilfe zur Verfügung gestellt werden.